Samstag, 29. August 2015

Erster Tag - Komm hoch und fang mich, Teil 4

"Ich weiß nicht, ich fühle mich so anders. Und gleichzeitig doch genau wie immer, nur leichter. Und frei, ungebunden."
"Aha?"
"Du verstehst nicht was ich meine ?"
"Nein, ich fühle mich einfach nur prächtig, anmutig, wie eine Feder im Wind."
"Weißt du was ich nicht verstehe ? Wieso bin ich ein Engel ?"
"Was meinst du ?"
"Ich hab gesündigt, ich habe gemordet. Ich sollte nicht im Himmel sein."
"Sagt wer ?"
"Na, Gott ?"
"Paah. Was die Kirche erzählt ist Unsinn. Es gibt keinen Gott. Nichtmehr, er ist tot. Die Engel entscheiden wer in den Himmel darf und wer nicht. Ich wollte dich hier, Papa."
"Ja, danke. Also hab ich die ganze Zeit die Kirchensteuer unnötigerweise bezahlt ?"
"Ja, aber ist doch egal, du hast mir versprochen wir spielen."
"Das habe ich. Los geht's !"
Kein Gott, das muss man erstmal verkraften. Gott ist tot ? Die Engel entscheiden wer in den Himmel darf ? Und was passiert mit denen, die im Himmel niemand will ? Schreckliche Schwiegermütter zum Beispiel oder nervige Geschwister, wo kommen die hin ?
Sie will also spielen ? Nun gut, dann spielen wir. Wozu bin ich schließlich hoch gekommen ? Fangen spielen. Sie huscht von einer Wolke zur nächsten, fliegt über einige andere Wolken hinweg, und das mit einer Anmut, wow, sie ist echt ein Tänzerin.
"Fang mich, fang mich". "Augen auf ! Ich komme", nun, diese Ansage war etwas übereilig gesagt. Laufen klappt noch, aber auf einer Wolke laufen ist wie am Strand zu sprinten, und wie zur Hölle fliegt man ? Nein, nicht zur Hölle, falsche Richtung, aber wie fliegt man ? Mal sehen, über die rechte Schulter schau ich schnell mal rüber und ja, da sind eindeutig Flügel, sie sehen aus wie Flügel und sie sind an mir dran. Perfekt. Und wie benutze ich das ? Vielleicht gehen sie ja mit, wenn ich mit den Armen flattere.
Nun steh ich da, auf einem Fleck, die Füße in den Wolken versenkt, die Flügel regungslos am Rücken hängend, aber mit den Armen wedelnd wie ein Irrer. Nichts, da tut sich nichts.
Immerhin habe ich die Kleine zum Lachen gebracht, auch wenn sie nicht mit mir lacht, da ich nicht lache. Hey, die Kleine lacht mich tatsächlich aus. Woher soll ich denn bitte wissen wie fliegen funktioniert ?
"Komm mal bitte her." Ich hoffe der strenge ich-bin-dein-Vater-Tongfall funktioniert. "Wie kann ich fliegen ?"
"Ach Papa, das ist doch ganz leicht. Komm ich zeigs dir." Sie zieht vor mir einen Kreis in die Wolken, wie in Sand.
"Du streckst deinen rechten Fuß rein...", ich strecke meinen rechten Fuß rein, "... du nimmst deinen rechten Fuß raus...", ich nehme meinen rechten Fuß raus, "...du streckst deinen rechten Fuß rein und schüttelst ihn...", ich strecke meinen rechten Fuß rein und schüttel ihn,"...nun machst du den HokeyPokey und drehst dich im Kreis, und so funktioniert das.",
"Moment mal, das ist ein Kinderlied.", na super, jetzt kann sich die Kleine vor Lachen nichtmehr halten. Freches Kind. Wie konnte ich nur auf so etwas hereinfallen ?
"Na warte, das zahl ich dir zurück.", sag ich ihr mit einem Lachen im Gesicht, sie lacht nur noch mehr.
Nachdem wir uns beide ausgelacht haben, weiß ich zwar wieder wie der HokeyPokey funktioniert, nur hilft mir das wenig, ich weiß immernoch nicht wie man fliegt.
"Jetzt bleib mal ernst. Wie fliegt man ?"
"Du noch gar nicht. Schau wie schlaff und unbewegt deine Flügel an dir runter hängen. Du hast sie, ja, aber du kannst sie nicht spüren, hab ich recht ?"
"Das stimmt"
"Spring!"
"Was ?"
"Du sollst springen."
Also spring ich. Und wieder. Und noch ein Sprung. Das ist ordentlich anstrengend, schließlich versinke ich jedes mal wieder in der Wolke, aber ich könnte das den ganzen Tag machen.
"Und jetzt ?"
"Ja Papa, das ist doch klar. Du sollst den Wind spüren. Spürst du ihn ?"
"Ääähm... Nein", Enttäuschung macht sich in mir breit, nur sie steht da und grinst.
"Dann dreh dich im Kreis."
Na dann mal los. "So ?", ich dreh mich richtig schnell. Ich glaube, wäre ich ein Mensch, wäre mir jetzt schon schlecht. Aber mir wird nicht schlecht, mir geht es gut, und ich drehe mich weiter und weiter. Die Fliehkräfte ziehen an mir, meine Arme heben sich und werden nach außen gezogen und auch meine Flügel heben sich und ich spüre den Wind, nicht in den Flügeln, aber an den Fingern, vorne in den Fingerspitzen, und ich drehe mich immer schneller und spüre den Wind an der ganzen Hand, den Armen, an meinem ganzen Körper und schließlich auch in den Flügeln. Es kribbelt plötzlich dort, wo die Flügel an meinem Rücken ansetzen und auch das Kribbeln breitet sich aus, ich kann nicht sagen wohin genau, aber nun kribbelt es bis in die Flügelspitzen und ich kann nun endlich meine Flügel spüren.
"Ich spüre sie. Ich kann sie spüren !",
"Den Wind ?",
"Nein, meine Flügel !", und ich höre mich auf zu drehen und grinse sie an und sie grinst zurück, aber mein Grinsen ist deutlich breiter.
"Dann versuche sie zu bewegen",
Ich konzentriere mich ganz auf das Kribbeln, versuche anhand des Gefühls ihr Gewicht und ihre Form und ihre Beweglichkeit zu erahnen. Wenn ein Mönch davon redet man müsse sich selbst fühlen, dann meint er wahrscheinlich genau das.
Ich merke wie mich die Kraft der Flügelschläge nach oben drückt, wenige Zentimeter nur, und dann fall ich wieder runter. Es ist echt schwer die Flügel zu im gleichen Rhythmus zu koordinieren, aber es fühlt sich an wie in die Hände Klatschen, das schaff ich schon noch.
"Gut gemacht Papa. Die ersten Flügelschläge",
"Ja, aber ich bin trotzdem wieder gefallen",
"Es ist leichter wenn du beim fliegen am Anfang im Takt in die Hände klatscht."
Dann probier ich es halt mal. Sollte mich irgendjemand beobachtet haben, dann hab ich mich schon mit dem rumhüpfen und der Pirouette genug blamiert, dann kann ich jetzt auch noch klatschen. 
Dieses Mal flieg ich höher als nur ein paar Zentimeter, viel höher, und vorallem länger, und im Gleichtakt. Und dann änder ich den Rhythmus und schlag langsamer mit den Flügeln. Doch ich fall nicht. Ich will mich selbst nicht überragend optimistisch hören, aber ich glaube, ich hab den Bogen raus, ich kann fliegen.
"Komm Papa, fang mich"
Und die Kleine fliegt los, anmutig, wahrscheinlich anmutiger als ich es bisher kann, und schnell, wahrscheinlich zu schnell für mich. Wie soll ich sie nur fangen ? 
Nunja, irgendetwas muss ich ja tun, also los, ihr hinterher. Die Flugfähigkeit ist wohl in den letzten Sekunden wieder eingerostet, ich komme nur schleppend voran, langsame, schlecht koordinierte Flügelanderes. Auf der Stelle hoch fliegen ist leicht und sich mit langsameren Schlägen wieder abzusenken auch. Aber eine Vorwärtsbewegung ist was anderes und dann muss ich auch noch schnell fliegen. 
Und sie tanzt um die Wolken und auf den Wolken herum. Ich hingegen stolper eher durch die Luft wie ein Besoffener, der in eine Pfütze fällt.
Ein stundenlanges Spiel neigt sich dem Ende zu als es auch im Himmel Abend wurde. 
Das Licht verlor sich in der Finsternis und der Tag wurde von der Nacht abgelöst, wie es seit dem ersten Tag so war.
Sie wollte eh nichtmehr spielen, ich wurde zum Ende hin immer besser und schneller. Anscheinend kann sie einfach nicht verlieren. 

Donnerstag, 27. August 2015

Er liegt unter meinem Bett - Teil 1

Der Wecker klingelte lauter als gewöhnlich. Sie rieb sich über ihr Gesicht, fuhr mit den schmalen Fingern über die dunklen Schatten unter den Augen. War es schon halb sechs? Mit einem leisen, resignierten Stöhnen nahm sie die Hände aus ihrem müden Gesicht und öffnete die Augen nur einen Spalt breit, aber weit genug, um die digitale Anzeige ihres Weckers zu erkennen. Drei Uhr und dreiundzwanzig Minuten. Ärgerlich runzelte sie die Stirn und drückte sich mit ihrem Ellbogen ein wenig aufrecht. Hatte sie den Wecker gestern etwa falsch gestellt oder sollte sie sich doch langsam einen neuen zulegen? Einschlafen konnte sie wahrscheinlich vergessen, stellte sie fest, während sie den Wecker ausschaltete, dessen Piepsen bereits unerträglich geworden war. Ihre Hand suchte nach dem Lichtschalter. Ein leises Klicken und gleich darauf leuchtete die Nachttischlampe flackernd auf. Der Schein erhellte ihr kleines Zimmer spärlich. Die Poster an den Wänden, die Klamotten, die sich während den letzten Tagen auf dem Boden gesammelt hatten, ihr PC, die Stereoanlage, der Kleiderschrank. Alles noch da, alles an seinem Platz. Sie schnappte sich den Pulli von ihrer Bettdecke und zog diesen über ihren nackten Oberkörper, bevor sie aufstand und verschlafen durch das Kleiderlabyrinth stolperte. Kaffee. Dann konnte sie duschen, das schaffte sie morgens nie und ihre Haare hatten es tatsächlich dringend nötig. Vielleicht sogar rausgehen und joggen? Doch diesen Gedanken verwarf sie schnell. Als ob sie das jemals durchziehen würde. Außerdem war es kalt. Es schneite, wie sie mit einem Blick aus dem Fenster im Flur feststellte. Doch jetzt war es ein Geräusch, dem sie ihre Aufmerksamkeit mehr oder weniger freiwillig widmete. Ein unangenehmes, quietschendes. Sie sah sich um und ihr Blick blieb an der Badtür hängen, aus deren Spalt ein Lichtstrahl über den blauen Teppich im Flur bis an die gegenüberliegende Wand fiel. Sie holte Luft, um etwas zu sagen, schloss ihren trockenen Mund jedoch gleich wieder. Schlechte Idee, das wusste sie doch aus den diversen Horrorfilmen, die sie gesehen hatte. Nicht von vorn herein auf sich aufmerksam machen. Ganz langsam, darauf achtend, dass keine Diele knarzte, schlich sie sich voran. Ihr Herzschlag schien lauter als ihre Schritte zu sein, was ihre Nervosität bloß steigerte. Ihre Hand legte sich auf die Klinke und diesmal zögerte sie nur einen winzigen Moment, bevor sie fortfuhr und die Tür öffnete. "Eva? Was machst du da?", war ihre erste Frage, als sie ihre kleine Schwester entdeckte, die beide Hände an den Spiegel gelegt hatte und mit den Fingernägeln darüberfuhr. Das Mädchen hielt sofort inne, drehte sich jedoch nicht um. Das Gefühl der Erleichterung, was sie vor ein paar Sekunden noch empfunden hatte, schwand wieder.

Mittwoch, 19. August 2015

Er liegt unter meinem Bett - Vorwort

Monster, Ungeheuer. Wörter, die der Aberglaube der Menschheit geschaffen hat. Die Gestaltgebung unserer inneren Ängste. Sie hinterlassen nicht mehr als einen Schatten in der Welt und tränken die Fantasie derer, die mehr sehen als die Wirklichkeit. 

Letzter Ferientag. Immer wieder spukten diese zwei Wörter in ihrem Kopf herum, während sie auf ihrem Bett lag und durch das Fenster die Äste des großen Nussbaums betrachtete. Ein Klopfen an ihrer Zimmertür befreite sie aus dem scheinbar endlosem Tagtraum. Mit einem resignierten Seufzen drückte sie ihren Oberkörper aufrecht und bat den Störenfried in ihr Zimmer, welcher sich als ihre kleine Schwester Eva entpuppte, die alles andere als schlechte Laune hatte, denn morgen war ihr erster richtiger Schultag. Ihre dunklen Locken wippten mit im Takt, während sie auf und ab hüpfte und ihre große Schwester Amelie schneller als ihr lieb war von ihrem Bett in das Kinderzimmer beförderte. Amelie setzte sich noch unmotivierter als sonst auf die babyblaue Bettdecke des kleinen Mädchens, welches nun stolz ihre Barbiesammlung präsentierte, an der sie einen so großen Narren gefressen hatte. Ihre Augen leuchteten, so wie nur die eines Kindes es vermochten, die eben das Lieblingsspielzeug betrachteten. Das taten sie allerdings nur, bis ihr Blick auf den Schatten fiel, den das Bett auf den Boden warf. Langsam sah sie zu ihrer großen Schwester auf, die gerade damit beschäftigt war, Fussel von der Bettwäsche zu entfernen.
"Er liegt unter meinem Bett", sagte die Kleine leise und Amelie hob ihren Blick.
"Hm?"
"Er liegt unter meinem Bett", wiederholte sie. "Magst du nachsehen?"
Amelie seufzte und fuhr sich durch ihr kurzes Haar.
"Ich hab dir doch schon gesagt, da sind keine Monster. Aber wenn du willst, kann ich nochmal gucken."
Eva nickte, wirkte jedoch nicht ängstlich, im Gegenteil. Eher gespannt, neugierig. So, als würde sie einen spannenden Film verfolgen, während sich die Ältere nach unten beugte und den Blick über den staubigen Boden unterm Bett schweifen ließ.
"Das einzige, was da unten ist, ist das Staubmonster, aber das kriegst du mit dem Staubsauger ganz schnell wieder weg", sagte sie und erhob sich, bevor sie lachend das Zimmer verließ.
Eva lächelte abwesend.

Meine Liebe ist die Sehnsucht.

"Wie viele Jahre, 
wie viele Tage, 
ich hab dich nie gesehen.
So viele Momente 
habe ich verpasst, 
was ist nur geschehen ?

Wie viele Schritte,
wie viele Blicke,
du liefst mir davon.
Nun stehst du vor mir,
schaust du mir in die Augen
oder träume ich schon ?

[...]", singt er leise vor sich her. Was meint er damit ?
Was hat er nur getan, dass sie ihm all die Zeit aus dem Weg ging, ihn mied oder einfach nicht zuließ, dass sie bei ihm war. Hat er sie verletzt ? Hat er sie betrogen ? Hat er sie verraten ? Hat er ..? -Nein !
Aber was ist es dann ? Warum läuft er ihr nach wie ein hungernder Hund mit gebrochenen Beinen ? Warum läuft sie vor ihm davon, als sei sie eine hochnäsige Dame und er nur ein Bube im Straßendreck.
Vielleicht liegt es einfach an seiner Person und ihrer Art. 
Wer ist er ? - Man kann ihn nicht wirklich eine auffällige Person nennen. Vielleicht Anfang oder Mitte Zwanzig, nicht besonders groß, ca 1,80m, schwächlicher Körperbau, sehr schmal, gebeugte Haltung, ein allgemein sehr bleiches Äußeres, besonders im Gesicht, im Kontrast dazu stehen die enorm dunklen Augenringe unter seinen eingefallenen, blutunterlaufenen leuchtend grünen Augen, die mit einem leeren Blick die Welt beobachten, dunkelbraune Haare (zersaust, ihm hängen frech ein Paar Strähnen ins Gesicht), gepiercte Ohren und dazu trägt er hauptsächlich schwarze oder graue Kleidung, am liebsten T-Shirts und Röhrenjeans (wobei er im Winter zusätzlich Kapuzenjacken und im Sommer statt der Jeans kurze Jogginghosen trägt). Abgerundet wird seine äußere Erscheinung noch von einigen Narben an den Armen (dort besonders auf der Innenseite und in der Nähe der Armbeuge). Nun, er ist nicht besonders auffallend, eher wie ein Halbschatten in der Umgebung anderer Menschen, nunja, er verlässt seine Wohnung eigentlich eh nie, und ganz besonders ist er nicht auffallend schön. Die Augenringe, die Blässe und die Narben kratzen doch sehr an der Ästhetik. 
Sein Äußeres passt also dazu, dass er ihr wie ein hungernder Hund mit gebrochenen Beinen nachläuft. Hat sie ihm vielleicht die Beine gebrochen ? Waum läuft er ihr nach, wenn sie das getan hat ? 
Ist sie der Grund für seine Augenringe ? Ist sie der Grund für seine Blässe ? Und ist sie der Grund für die Narben ? - Ja ! Ja ! Ja, Ja !
Wegen ihr kann er nachts nicht schlafen, wie ein Verrückter sitzt er zitternd auf dem Bett, seine Gedanken schweifen immer wieder zu ihr ab, er fühlt sich gleichsam einsam und beobachtet, alleine und bedroht, hilflos. Er schlägt sich Nacht um Nacht um die Ohren, er ist müde und erschöpft, doch ohne sie findet er keine Ruhe.
Wegen ihr ist er schwach und krank. Er hatte bestimmt mal Ruhe, nichtnur im Sinne von Schlaf, sondern auch innere Ruhe. Doch diese Ruhe schwand und wurde ersetzt von Panik und einem Übelkeitsgefühl. Er hat einfach nicht die Kraft und noch weniger den Willen um gesund zu sein, sine Haut spiegelt das nur wider.
Und ja, sie ist der Grund für seine Narben. Tiefe Schnitte und Bäche von Blut sind alltäglich, wenn sie nicht da ist. Fiese Stiche neben den heilenden Schnitten sind alltäglich, wenn sie da ist. Was ist nur los, dass es immer mit Narben enden muss ? 
Aber warum läuft er ihr nach, wenn sie ihm das alles angetan ? Er kann nicht anders. Sie einmal zu lieben, heißt sie immer zu lieben. Hier von Sucht zu sprechen ist nichtnur zutreffend, sondern einfach ohne Alternative. Es ist eine kranke Sucht, dass er ohne sie einfach nicht kann, und nicht will.
Wenn er sich die Nadel tief in die Haut sticht, die Droge in sich hinein befreit und sie in sich fühlt, dann ist er glücklich, auch er fühlt sich befreit. Wo sind die Panik, die Übelkeit und Müdigkeit nur hin ? In diesem Höhegefühl kommt es ihm vor, als hätte er nur schlecht geträumt, als hätte er sich das alles nur eingebildet. Paah, er und Müdigkeit und Panik ? Das passt ja gar nicht. Er zittert ? Nein, das kann nicht sein, ihm ist nicht kalt, ihm ist warm, ihm ist heiß von innen heraus, und er ist auch nicht schwach und gebrechlich. Nein, er zittert nicht.
Es kann nur ein schlechter Traum gewesen sein. Sie ist bei ihm, sie war nie fort, das hat er nur geträumt, ein Albtraum. Und im Vergleich zu dem Albtraum ist das gerade mit ihr der Traum. Also der Traum schlechthin, der gute Traum, so wie es sein soll. So wie es ist. So wie es immer war, alles andere waren nur Einbildungen und Albträume. So wie es immer sein wird.
Doch er irrt sich gewaltig, er sieht es nur nicht. Der hungernde Hund mit den gebrochenen Beinen kann auch am Kopf gegrault werden und er fühlt sich gut, aber irgendwann wird er nichtmehr gegrault und der Hunger ist danach nur noch größer und die Beine sind immernoch gebrochen.
Er ist immernoch bleich wie ein Toter, er ist immernoch müde und er ist immernoch schwach und auch die Narben sind noch da.
Und nach ein paar Stunden, ja, nach ein paar Stunden ist sie wieder weg. Er und Müdigkeit und Panik ? - Vielleicht passt das ja doch. Nun ist sie weg, er ist noch müder als zuvor, und wieder bricht die innere Unruhe aus, er ist hilflos, wo bleibt nur der Schlaf ? Nun, er wird nicht kommen. So schöpft er keine neue Kraft, so wird er nicht gesund, auch weiterhin bleibt seine Haut ein Spiegel dessen. Und nun, sie ist weg, und der Stich wird eine Narbe bilden und Schnitte werden folgen und das Blut wird seinen Arm hinab fließen, bis in seine Handfläche. Er wird es spüren, sein eigenes Blut, und den Schmerz, sein warmes Blut, und das obwohl ihm doch so kalt ist. Wieder hockt er auf dem Bett, er zittert und er schwankt. Sein Zittern behindert ihn, zudem hat er keine Kraft, das Gleichgewicht leidet darunter. Bevor er fällt stützt er sich lieber an der Wand ab, mit seiner Hand, die mit dem Blut drinne, seinem Blut. Wie schon zuvor hinterlässt er einen Handabdruck an der Wand, der Abdruck mit frischen Blut gliedert sich in das traurig-schöne Kunstwerk von Handabdrücken, mit bereits getrocknetem Blut, an der Wand ein. 

"The drugs, begin to peak
A smile of joy arrives in me", singt er leise vor sich her und eine einzelne Träne löst sich aus seinem Auge. Er lächelt. 


"But sedation changes to panic and nausea
And breath starts to shorten
And heartbeats pound softer
", er singt immer leiser, seine Stimme wird immer schwächer. eine kurze Verschnaufpause und er atmet tief ein. 

Er reißt sich zusammen, eine zweite und eine dritte Träne lösen sich aus seinen Augen, und mit aller aufzubringender Kraft schreit er :
"You won't try to save me!
You just want to hurt me and leave me desperate
"


Er kippt. Seit langem liegt er nun das erste mal wieder in seinem Bett, anstatt zusammengekauert in einem Eck des Bettgestells zu sitzen. Zittern tut er immernoch, ein stiller Fluss an Tränen verlässt seine Augen und fließt über das Gesicht. Dort, wo sein Arm liegt, durchnässt er das Bett mit Blut und dort, wo sein Gesicht liegt, durchnässt er es mit Tränen. Und doch lächelt er, nicht in sich hinein, nein, denn seine Augen sind starr auf sein Kunstwerk an der Wand gerichtet. Vielleicht lächelt er zum Abschied ? Vielleicht belächelt er seine Hinterlassenschaft.
Sein Atem wird flacher, die Atemzüge verkürzen sich und sein Körper erschlafft.
Sein Herz schlägt langsamer, sein Herz wird schwächer und die Herzschläge sanfter. Sein Arm hört auf zu bluten. Und trotzdem lächelt er weiterhin. Er lächelt in dem Moment, in dem ihn seine restliche Kraft verlässt. Die Müdigkeit holt ihn zu sich, endlich, endlich kommt der Schlaf, und auch seine Panik wird das nicht ändern. Seine Panik ? Welche Panik ? Da ist keine Panik mehr, er fühlt sich nicht hilflos, nein, er hat Ruhe. In seinen letzten Augenblicken hat er nicht einmal die Kraft seine Droge zu vermissen. Der hungernde Hund mit den gebrochenen Beinen hat den Hungertod akzeptiert und sich auf die Seite gelegt um ein letztes Mal einzuschlafen.
Ein letzter schwacher Atemzug kommt über seine Lippen, ein letztes Mal ausatmen, und auch das Herz gibt langsam seinen Rythmus schwacher Schläge auf.
Am Ende trocknet nurnoch das Blut seines jüngsten Handabdrucks und sein Kunstwerk ist traurig-schön anzusehen und, was noch viel wichtiger ist, vollendet. 




Inspiration und Teile des Textes stammen von "My Heroine" von Silverstein.
Titel stammt  aus "Meine Liebe" von Callejon.

Sonntag, 16. August 2015

Impro (3)

Was wohl bei rauskommt, wenn man einfach eine Reihe an Emojis geschickt bekommt und man daraus eine Geschichte improvisiert.


  
Lukas sah keine andere Möglichkeit als davonzurennen, als seine ältere Schwester mal wieder anfing im Wohnzimmer zu tanzen. Dummerweise hatte er abends zu viele shrimps gegessen, sodass es sich jetzt anfühlt als kriecht eine Schlange seine Speiseröhre hoch. Da zudem noch tiefste Nacht war und der Vollmond  leuchtete nicht hell genug und so übersah Lukas den Schneemann, in den er prompt hineinrannte und über ihn hinwegfiel direkt in ein Erdloch hinein. In dem Erdloch fand Lukas eine Torte, da ihm aber schon von den Shrimps schlecht war, musste er sich heftig übergeben. Der Anblick ist so widerlich, dass sich kein heißen Chick für Lukas bis zum Bikini ausziehen würde. Als ob er nicht schon genug Pech hatte, hing ihm natürlich noch massenhaft seines eigenen Auswurfs auf der Brille und so zog er  ab und steckte sie sich auf die Krempe seines Hutes. Als er aus dem Erdloch wieder herausgeklettert war, fand er dort vor sich einen leuchtend roten Pilz und nachdem sein Magen nun wieder entleert war, überkam ihn der Hunger und er aß den Pilz. Doch nun war dies kein essbarer Pilz, und auch keiner der ihn auf einen abgespaceten trip brachte, sondern einfach nur ein giftiger Pilz der eine halbseitige Lähmung seines Gesichts hervorrief, sodass seine Zunge aus dem Mund hing und ein Auge geschlossen war, und ihn ohnmächtig werden ließ. Als er wieder aufwachte, war bereits wieder frühling und der Schnee schmolz und so surfte er nach Hause und schaffte es bis zum Briefkasten wo ihn seine Schwester fand.

Montag, 10. August 2015

Impro (2)

Was wohl bei rauskommt, wenn man einfach eine Reihe an Emojis geschickt bekommt und man daraus eine Geschichte improvisiert.

1.)


Nicht Bob der Baumeister, nein, Paul der Polizist ist der Held der Stunde, der bei einem Brand dafür sorgte dass alles bellissimo, bolognese, ottimo abläuft, sodass ein junges Pärchen grade noch gerettet werden konnte. Das junge Pärchen ist ein Unternehmerpärchen, und beide haben eigene Firmen. Sie verkauft rosa Schleifen und er verkauft Schuhe, seine Firma floppte, und ihre auch, weswegen sie eine gemeinsame Firma in Japan eröffnen wollen, um Schuhe mit Schleifen an die Japaner zu verkaufen.

 2.)
Der Piepmatz hat zur großen Versammlung der Tiere berufen und hat den Elefanten eingeladen, und sich selbst und den bunten Fisch und sogar noch den blauen Fisch und die Schlange und die Muschelschale, ist zwar kein Tier, aber egal, und sogar den Eber. Nur der Ziegenbock ist nicht eingeladen, und so beschließt er einfach seine eigene Versammlung abzuhalten, mit Blackjack und Nutten. Da er beides nicht hat bleibt es bei Geschenken und Handys. Als die Party anläuft schenkt er sich selbst noch eine CD, was ihn an letztes Weihnachten erinnert, wo er unter dem Weihnachtsbaum ein merkwürdiges Ding, von ihm an ihn selbst, gefunden hat. Mit dem Ding hatte er damals gespielt, bis Silvester war und... (WTF is da auf dem letzten Bild ???)

Sonntag, 9. August 2015

Punkt 5 auf der Liste - Komm hoch und fang mich, Teil 3

Ach, es gibt fast nichts Schöneres, als von Vogelgesang geweckt zu werden und wenn dann noch die Sonne scheint, kann mir fast nichts den Tag vermiesen. Selbst, dass es regnen soll, stört mich nicht, ich muss der Kleinen sagen, sie soll nicht so viel weinen. 
Sie hat doch jetzt mich.
Apropos die Kleine, fast nichts könnte mir den Tag vermiesen, fast nichts, jaja fast nichts, aber da ist ja noch Punkt 5. Ich bin nicht der Freund von Konfrontationen, ich bin auch nicht der Freund dieses Einbrechers, ich hab allgemein sehr wenig Freunde, vielleicht sollte ich mich mit ihm anfreunden ? Nein, Nein, Nein, ganz falscher Gedanke, was ist los mit mir ? Nein, Nein, Nein.
Jetzt wird es erstmal Zeit ich auf meine morgendliche Routine einzustellen. Falscher Fuß, Morgenkaffee, Leberwurstbrot und so weiter.
Das mit dem Fuß ist so eine Sache, welcher Fuß ist schon der Falsche ? Ich bin Rechtshänder, aber eine Hand ist ja kein Fuß, beim Fußball schieße ich auch mit rechts, aber wenn ich irgendwo abspringen muss, dann nehm ich den linken Fuß. 
Auf jeden Fall bin ich mit einem Fuß aufgestanden, immerhin, und ich bin auf dem Weg in die Küche nicht dem Kater auf die Pfoten getreten. Ein guter Start, das wird mit einem Kaffee gefeiert. Einmal schnell auf die eigene Schulter geklopft, Eigenlob stinkt zwar, aber hat ja keiner gesehen. Die Zeitung war heute auch pünktlich, nur die heutige Schlagzeile ist noch irrelevanter als sonst, "Lokalheld erfindet sensationelles Salamipizzarezept", was ein Scheiß. Ein weiterer Punkt, an dem ich aus meiner Morgenroutine ausbreche, keine Zeitung heute, sowas muss ich mir nun echt nicht geben. 
Aber es kommt noch besser, da ich heute wieder nicht zur Arbeit gehe, ist eh nur ein langweiliger und irrelevanter Job, spar ich mir die Hektik in der Dusche und beim Hemd Anziehen. Ganz entspannt frühstücken, ein Leberwurstbrot, ein Kaffee und die Zeit mich gemütlich zurückzulehnen. Selbst der Kater legt sich heute mal zu mir. Was ein schöner Morgen. Fast. Wäre da nicht Punkt 5.
"Papa ?",
"Guten Morgen Kleine",
"Was spielen wir heute ?",
"Es tut mir Leid, aber Papa hat heute was zu tun",
"Was denn ?",
"Erwachsenen Sachen. Unwichtig. Dafür spiel ich morgen mit dir und übermorgen und überübermorgen. Versprochen." Ein Lächeln umspielt jetzt meine Lippen, es ist trotzdem immer ein bisschen erschreckend, wenn sie einfach so auftaucht.
"Und Überüberübermorgen ?",
"Da auch. Aber ob wir Überüberüberübermorgen spielen überleg ich mir noch",
"Ok Papa, bis morgen",
"Bis Morgen."
Dann mal los. Nur wo fang ich an ? Also beim besten Willen, aber vor dem zweiten Kaffee kann man mich morgens vergessen. Also ein zweiter Kaffee, und jetzt nehm ich also doch die Zeitung in die Hand. Das mit der Pizza überspring ich, also echt, mit was man alles in die Zeitung kommt, früher hat man schon morden, und nichtnur eine Pizza neuerfinden, müssen um auf das Titelblatt zu kommen. Mord, auf dem Titelblatt, der zweite Kaffee wirkt. War da nicht letztens was ? Ich meine mich an eine solche Schlagzeile zu erinnern, den Artikel hab ich selbstverständlich nicht gelesen, ich musste an einem normalen Tag stattdessen ja duschen und Zähne putzen. Mal schauen, ob ich sie noch habe. 
Tatsächlich, was ein Zufall, wer hätte das gedacht ? Diese Zeitung ist also noch nicht als Küchenabfälleverpackung in die Biotonne gewandert. 
"Einbruch als Mordszenario: Frau und Kind erschossen", was ein haarsträubender Titel. Ich sollte echt nichtmehr diese Boulevardzeitung lesen. 
Nunja, mal schauen was im Artikel steht. Aha, erst 6 Tage her, ..., ein 54jähriger, ..., Hans R. aus Bonn, na das ist doch mal eine brauchbare Information, ..., verurteilt wegen zweifachen Mords, lebenslänglich, hat er verdient der Drecksack.
Gefunden hab ich ihn ? Kann ich den letzten Punkt abhaken ? Ja. Oder ?
Nein, ich sollte zumindest mit ihm reden. Nur reden, jaja, nur reden, ich nehm mal besser ein Messerchen mit, ich werde es schließlich mit einem zweifachen Mörder zu tun haben.
Steht in dem Artikel auch wo er eingebuchtet ist ? Nein, natürlich nicht, das wichtigste wird einfach außen vor gelassen. Naja, gidf, und schon weiß ich wo er sitzt. Ab ins Auto, das ist nichtmal weit weg von hier, das kenn ich. Aber es muss natürlich regnen, der Wetterbericht hatte recht. Die Kleine weint mir zu viel.
Offener Besuchstag, dass es sowas gibt. Oder der Wärter hatte nur keine Lust zu überprüfen, ob ich wirklich sein Bruder eines anderen Vaters bin. So wie er auch keine Lust hatte mich allgemein zu überprüfen, ich sehe schon die Schlagzeile des Boulevardblatts "Wärter Schuld an Mord im Gefängnis: Besucher schmuggelte Messer hinein".
Nunja, ich werde empfangen, was eine Ehre von einem Knacki.
  1. 8 Geburtstage feiern
  2. Bei der Einschulung dabei sein
  3. Bei Tanzauftritten dabei sein
  4. Spielen
  5. den Einbrecher finden
"Guten Tag", ich begrüße ihn höflich, selbst ein Knacki kann ja Manieren haben.
"Wer bist du ?"
"Gleich zur Sache, wie ? Nun Gut, der Vater des Mädchens."
"DAS Mädchen ?"
"Ja, DAS Mädchen", verdammt, wieso kommen mir vor dem Mörder die Tränen ? Ich muss mich ablenken, nicht weinen, das ist nicht männlich. Männer weinen nicht, Männer haben was im Auge. Aber ich hab nichts im Auge. Ablenkung? Hosentaschen ! Schlüssel ? Handy ?, ich bin mir sicher, ich dürfte eigentlich gar nichts dabei haben. Taschentuch ? Kleingeld ? Was ist das ? Ah, das Messerchen. 
"Sie, Sie müssen mir glauben, dass es mir unendlich Leid tut, ich wollte das nicht."
"Natürlich wolltest du das nicht.", ich habe ja nichts anderes erwartet. "Dann erzählen sie mir doch ihre Geschichte."
"Ok", er schluckt schwer, auffällige Körpersprache. "Sie müssen wissen, ich war sehr arm, wohnte seit Wochen auf der Straße, das macht keinen Spaß bei dem Regen, müssen Sie wissen. Ich hatte nichtsmehr zu essen, mir war kalt. Ich wollte sowas nicht, aber dann kam einer auf mich zu, auch einer von der Straße, er sagte ich soll einfach irgendwo einbrechen. Wenn es mir so schlecht geht, dann hab ich das Recht es denen, denen es besser geht, es ein wenig zu vermiesen um es mir besser gehen zu lassen, sagte er, müssen Sie wissen. Ich wollte das nicht, aber er zeigte mir seine warmen Klamotten, neu, nicht dreckig und kaputt, warm und sauber, ich wollte das auch. Dann hat er mich begleitet, als ich mir ein Haus aussuchen sollte, er sagte in diesem einen Haus gäbe es was zu holen. Für alle Fälle hat er mir noch die Waffe gegeben, müssen Sie wissen. Ich hatte keine Taschen um die Waffe wegzustecken, und so hatte ich sie halt in der Hand. Und dann, Sie müssen wissen ich wollte das nicht, dann hab ich mich erschreckt, nur erschreckt, mehr nicht, aber dann im Schock reagiert, ich wusste nicht was ich tun soll, ich konnte nicht kontrollieren was ich mache. Und 2 Schüsse später,  waren sie tot, und ich stand da umgeben von Blut, Scherben und Leichen, müssen Sie wissen. Das war zu viel für mich, dann hab ich die Polizei gerufen und sie haben mich mitgenommen."
"Och Gottchen, welch bedauernswertes Schicksal. Ich würde dir ja gerne glauben, aber ich glaube ich will das nicht. Es muss dir aber auch nicht Leid tun.", das Messer halt ich schon fest in der Hand, aber so, dass er es nicht sehen kann.
"Wie ?"
"Mir muss es Leid tun, und mir tut es wirklich Leid",
"...", und jetzt steh ich da, umgeben von einer Leiche und Blut, soll ich die Scheibe einschlagen, dass hier noch Scherben liegen ?
"PAPAA !!?!, Was hast du getan ?"
"Ich ..., ich we-..."
"Papa, schon gut."
Wieso bobachtet sie mich, wenn ich sowas mache ? Ein merkwürdiges Kind, aber naja, Engel, vielleicht sind sie alle so.
"Komm hoch und fang mich"
"Was ?"
"Papa, komm hoch und fang mich !"
"Wie ? Ich kann doch nicht ?"
"Stell dich nicht so an. Benutze Herz und Verstand, deinem Alltag bist du so schon entflohen, vielleicht solltest du ein Stück weiter entfiehen. Keine Angst."
"Aber..."
"Kein Aber. Keine Angst, ich weiß, dass du es kannst."
"Du meinst ..?"
"Ja."
"Ich liebe dich, meine Tochter." 
Es tut weniger weh als erwartet, in Wahrheit tut es gar nicht weh. Es fühlt sich eher an wie eine Impfung. Nein doch nicht wie eine Impfung, eher wie Blut abnehmen. Ein kurz Stich und es läuft aus dir heraus und verliert sich.
Der nächste Morgen ist wie kein Morgen zuvor. Ich erwache weder in meinem Bett, noch wegen Vogelgezwitscher. Dafür scheint die Sonne, und ich fühle mich leicht.
"Und Papa ? Wie ist es ein Engel zu sein ?"

Donnerstag, 6. August 2015

Impro (1)

Was wohl bei rauskommt, wenn man einfach eine Reihe an Emojis geschickt bekommt und man daraus eine Geschichte improvisiert.



Es gab einst einen rosenroten Oktopus, der einen Basthut mit grüner Schleife und ein blaues Paar Jeans trug. In einer Welt in der jeder nur an sich selbst denkt, war er das einzige Lebewesen, in dessen Brust ein Herz schlug, und so konnte er nicht anders als ein Kleid für eine Raupe zu nähen, die zu klein und zu schwach war um sich einen Kokon zu spinnen. Doch gab es dort, in der Nähe des Heimbaumes der Raupe, einen Killerpinguin, der es, getrieben von Hunger, Herzlosigkeit und Gier und Heimweh nach seinem ca 14.473,52 km zu Hause, auf die kleine Raupe abgesehen hatte. Und so kämpfte der Oktopus die ganze Nacht hindurch gegen den Pinguin, Tentakel gegen Flosse, Flosse gegen Tentakel, Skipper gegen Thaddäus, Kowalski gegen Thaddäus, und wieder Flosse gegen Tentakel, um die Raupe zu beschützen. Doch leider ist dies weder Märchen noch Kinderfernsehsendung und so gewinnt, wie im echten Leben, niemals das Gute. Und heute erinnert nur ein wunderschön leuchtender Stern am Himmel und ein Basthut mit grüner Schleife im Dreck an die Tapferkeit des rosenroten Oktopus.


Montag, 3. August 2015

Salamipizza, wie bestellt

Man braucht :
-Teig :
1l harter Alkohol (mind. 43%)
500g Weizenmehl
5 Eier (1 hart gekochtes, 4 rohe)
300ml Wasser (in flüssiger Form, Eiswürfel erhöhen nur die Zubereitungsdauer)
2 TL Salz (vielleicht ein bisschen mehr)
1 Tube Zahncreme (am besten eine für weiße Zähne)
5g Hefe
- Soße
1 Dose Pizzatomaten
eine Brise Pfeffer
Gewürze
- Belag
Salami
Reibekäse

(Für eine vegetarische Salamipizza, kann man einfach die Salami weglassen)

Kosten : Kosten der Zutaten + ca. 6,50€
Dauer : Zubereitung des Teigs + ca. 1/2 Stunde

Zubereitung :
Eigentlich hast du doch gar kein Bock auf Pizza backen und würdest viel lieber auf der Couch schlafen, während du eine Tiefkühlpizza im Ofen hast oder dir gerade eine Pizza liefern lässt.
Um dich ein wenig zu motivieren, trinkst du erstmal den Alkohol auf ex aus.
So motiviert wie du bist, weißt du natürlich, dass Teig anrühren keine 5 Minuten dauert, also ist jetzt die perfekte Gelegenheit um den Ofen auf irgendwas zwischen 80 und 245°C vorzuheizen.
Jetzt geht es also an den Teig. Du nimmst als erstes das hart gekochte Ei und zerschlägst es mit einer Gabel in kleine Stücke (der Mixer macht es zwar besser, aber wo bleibt da der Spaß ?). Alternativ zur Gabel kannst du auch den Kartoffelstampfer oder die Hände benutzen. Wenn das hart gekochte Ei klein ist, gibst du nun die anderen Eier und die Hälfte des Wassers mit in die Schüssel. Das verrührst du bis eine Pampe entsteht. Danach kannst du das gesamte Mehl und das restliche Wasser mit dazu geben. Und jetzt nochmal kräftig verrühren, bzw. kneten. Mit der Zahncreme kannst du nun die Konsistenz anpassen (keine Scheu die ganze Tube reinzuhauen). Da der Teig bisher ziemlich langweilig schmeckt kommt nun Salz dazu. Bei den Angaben heißt es zwar 2TL, aber du kannst ruhig pi mal Daumen einfach reinkippen. Zum Schluss gibst du die Hefe dazu, der Teig muss schließlich gehen. Jetzt ist auch der Moment gekommen, in dem du dir mal selbst auf die Schulter klopfen darfst. Schließlich bist du besoffen wie Sau und in dem Zustand ist es gar nicht so leicht einen Teig anzurühren.
Um die Pizza nun zu backen stellst du einfach das Backblech neben den Teig. Der Teig kann ja dank der Hefe gehen und jetzt musst du nur warten bis der Teig ins Blech läuft und sich selbst perfekt ausrollt. Sollte er das allerdings nach 5 Minuten immernoch nicht gemacht haben, dann war entweder die Zahncreme abgelaufen oder das hart gekochte Ei entweder zu hart oder nicht hart genug gekocht und man kann den Teig jetzt in die Tonne kloppen. In dem Fall ist es auch nicht so schlimm, dass du vergessen hast die Soße zu machen.
Zum Abschluss musst du dir jetzt eine Pizza bestellen und ca. eine halbe Stunde warten (hättest du ja auch schon am Anfang machen können).
Guten Appetit.