Montag, 16. November 2015

"Es ist ein langer Weg !"

"Mein Name ist Wolfgang Bach und ich richte diese Zeilen an Jenen, der diesen Brief finden möge, in der Hoffnung Sie vor dem zu bewahren, dass im jetzigen Moment an meinem Leben zerrt. Ich führe die Feder mit der letzten Kraft, die ich aus flachen Atemzügen zu schöpfen vermöge.
Ich nehme zur Sinngebung dieser Zeilen einfach mal an, dass sie der selbe Sturm der Neugier in das Abenteuer der Entlegenheit, des Unbekannten und des Entdeckens drängte. Ich erinnere mich gut, wie mich noch vor wenigen Wochen das Leben meiner Eltern langweilte, und ich nehme an, Ihre Motivation diesen Weg zu gehen, beruht auf dem selben Weltendrang. Ich kann Ihnen nur sagen, es ist ein langer Weg.
Zum Zeitpunkt, zu dem ich diesen Brief an seinen Finder schreibe, ist dieses Land noch unerkundet. Fast, ich habe es erkundet, aber seien wir ehrlich : dieses Wissen wird in wenigen Minuten mit mir verloren sein. Ich hoffe Sie kennen sich besser aus.
Sie sind verloren, wenn Sie, wie ich, zu wenig Lebensmittel mit haben. Seit Tagen hungere ich, ich merke, wie ich immer langsame laufe und wie ich mich selbst von innen verzehre.
Sie sind verloren, wenn Sie, wie ich, nur ein Seil mit haben. Ich hatte eines, das mir sehr geholfen hat einige Hindernisse zu überqueren. Doch fehlte mir ein zweites um weitere Hindernisse zu überwinden. Und so lief ich weite Strecken und verloren wichtige Zeit und Kraft.
Sie sind verloren, wenn Sie, wie ich, schlecht bewaffnet sind und mit jenen Waffen nicht einmal umzugehen wissen. Ich wundere mich seit meiner ersten Begegnung mit den Raubtieren dieser Wälder, dass ich erst jetzt sterben muss.
Sie sind verloren, wenn Sie, wie ich, diesen Weg zu gehen anstreben.
Kehren Sie um !
Sofort !
Lassen Sie sich nicht von Neugier in Ihr Verderben drängen.
Sie müssen sich Ihren eigenen Weg durch diese Wälder schlagen um erst am Ende zu wissen, dass Sie nicht einmal bis an das Ende Ihres eigenen Weges gelangen.
Ich habe es versucht, ich weiß, was ich hier schreibe.
Ich werde nun meine letzten Zeilen schreiben, da ich merke, wie es um mich herum kälter wird und meine Lungen anfangen zu zittern. Und mein Herz schlägt auch immer langsamer, ungefähr so : Bumm-Bum...Bumm-Bum.....Bumm-Bum.......Bumm-Bum.
Sollten Sie neben diesem Brief noch unverscharrte menschliche Überreste finden, so bitte ich Sie, mich angemessen bei zu setzen.
Sollten dieser Brief Sie zum umkehren angeregt haben, so freue ich mich vielleicht Ihr Leben gerettet zu haben.
Sollten Sie meine Warnungen ignorieren, so wünsche ich Ihnen Viel Glück !
Ich würde für Sie vor meinem Ableben noch zu Gott beten, doch verlor ich meinen Glauben irgendwo in dieser Einsamkeit. Möglicherweise haben Sie ihn ja gefunden, wahrscheinlich haben Sie Ihren aber bereits auch schon verloren.
Alles Gute !,
Wolfgang Bach, gescheiterter Entdecker.
P.S. : Habe ich erwähnt, dass Sie einen langen Weg vor sich haben ?"

1 Kommentar:

  1. Zu ersteinmal sehr authentisch, habe mich in die Zeit hineinfühlen können, also das war super. Größtenteils fand ich persönlich die Sprache , bis auf 1-2 Stellen, wie das mit dem Herzschlag und: "Alles Gute", auch sehr passend. Feeling war da :)

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