Samstag, 17. Oktober 2015

Oh armer, alter Mann - Teil 3

Ich sah ihn nicht von weitem, den armen alten Mann, auch sein Pferd sah ich nicht von weitem. Ich sah ihn von ganz nah, den armen alten Mann, und sein Pferd stand neben mir, neben mir und nicht bei ihm, oh armer alter Mann. Von oben schaue ich auf ihn hinab, wie friedlich er dort liegt, der arme alte Mann. Die Augen geschlossen und ein Lächeln im Gesicht, so liegt er in seinem Grab, das ich für den alten Mann ausgehoben habe. Ich sagte ihm ja, er wird sterben, und ich wusste er wird sterben, und trotzdem liefen mir Tränen über mein Gesicht als ich ihn hinunter ließ, in die Erde hinein, sodass der Teufel in der Tiefe seine Seele zu sich nehmen konnte. Und sein Pferd stand neben mir, die ganze Zeit, und schaute hinab ins Grab zum armen alten Mann und schaute mich an, als ich das Grab zu schaufelte, und lief mir nach, als ich ging.
Und so nahm ich mich eines weiteren Pferdes an, wieder war es ein Pferd des alten Manns. Ich stellte das Pferd in den Stall des toten Pferdes und ließ es dort leben, wo das tote Pferd seinen letzten Atemzug genommen hatte. Dort, wo das tote Pferd krank war, während der alte Mann reiste.
Das Pferd lebte dort, ich kümmerte und sorgte mich um das Pferd. Immer wieder dachte ich an den alten Mann, wie ich ihn das erste Mal sah, was das Erste war, was ich ihm sagte und was wir zusammen taten. Ich dachte an den armen alten Mann, wenn ich das Pferd fütterte, und ich dachte an den alten Mann, als sowohl das Pferd als auch ich älter wurden. Und eines Tages dachte ich an das, was ich ihm als Erstes sagte und erinnerte mich dann an das, was er mir erzählte. 
Es gäbe so viel zu sehen und er habe zu wenig gesehen, und ihn zog es in die Welt, und am liebsten würde er fliegen. Doch er könne nicht fliegen.
Und ich dachte nach, ich habe ebenfalls zu wenig gesehen, dabei gibt es so viel zu sehen. Oh armer alter Mann, du hast mich an das Pferd gefesselt, das ich hier angefesselt habe. So schnitt ich das Pferd los um die Welt zu sehen, ich konnte ebenfalls nicht fliegen. Das Pferd war gesattelt, alt und schwach wie es schon war, und dann ritten wir dem Ende der Welt zu, weg vom Sonnenaufgang, dahin strebend wo der Horizont die Abendsonne verschlingt.
Und fern von zuhaus, eines morgens mit der Sonne im Rücken, sah ich ihn, den jungen Mann. Und als ich ihm näher kam und ich ihn genauer sah, wusste ich, dass er mir etwas zu sagen hat. Oh armer alter Mann, ich weiß, was er mir sagen wird. Er kommt und sagt mir "Alter Mann, dein Pferd wird sterben."

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