Mittwoch, 14. Oktober 2015

Ritt des toten Pferds - Teil 2

Ich sah ihn schon von weitem, den armen alten Mann auf seinem Boot. Und er legte dort mit seinem Boot an, wo ich ihn erst vor zwei Tagen ablegen gesehen habe. Er sagte zu mir die Haie haben sein Pferd, doch ich sagte ihm, dem armen alten Mann, es gäbe so viel zu sehen und er habe auch jetzt nicht genug gesehen und fragte ihn ob er denn mittlerweile fliegen kann. Da sagte der arme Mann Nein, könne er nicht und die Seele seines Pferdes würde beim Teufel in der Tiefe ruhen. Ein letztes Mal musste ich ihm widersprechen, er hat sein totes Pferd noch bei sich um damit die Welt zu erkunden, und ich sah in seinem Gesicht, dass er mich nicht verstand. Ich sagte ihm nichtsmehr, dem armen alten Mann, ich ließ ihn rätseln, als wir zusammen am Feuer saßen. Ihm fiel die Antwort nicht ein, noch immer wusste er nicht, was ich meinte. Und als er erkannte, dass ich ihm da auch nicht helfen könne und er dachte weder fliegen zu können noch ein Pferd zu haben, hörte er auf zu rätseln und legte sich schlafen. Und während er schlief, der arme alte Mann, Schlaf brauchte er dringend, krank wie er war, da ließ ich ihm am Feuer liegen und ging zurück zu meiner Hütte. Als ich in der Hütte nicht fand was ich suchte, suchte ich im Stall weiter, wo ich fand was ich suchte. Und dann kehrte ich mit einem Eimer Farbe zum alten Mann zurück, er schlief noch. Und dann ging ich weiter zu seinem Boot und schrieb den Namen des Bootes an die Wand. Dann ging ich wieder zurück zum alten Mann, immernoch schlief er noch. Und ich hob ihn hoch, den armen alten Mann, und trug ihn auf sein totes Pferd. Dann machte ich die Segel los, sodass es fliegen konnte, sein totes Pferd. Und der arme alte Mann schlief, als sein totes Pferd über die Wellen in den Sonnenaufgang ritt.
Ich bin dann wieder meiner Alltagsarbeit nachgegangen, tagelang, und habe mich gefragt was wohl aus dem armen alten Mann geworden sei. Auch nach Monaten noch dachte ich täglich an den alten Mann, als ich mich Neuigkeiten erreichten. Neuigkeiten von einem armen alten Mann, der alleine auf einem kleinen Boot die Welt erkunden wird. Ich erfuhr wo er war und ihn welche Richtung er derzeit segelte. So ließ ich all meine Alltagsarbeit liegen und ging zu der Stelle, wo wir am Feuer beisammen saßen. Und am Horizont konnte ich es schon sehen, ich sah die Segel des toten Pferds. Ich entzündete ein Feuer und wartete auf ihn. Und als er dann angelegt hatte und zu mir kam, da sah ich ihn schon weitem, den armen alten Mann auf seinem Pferd, einem jungen Pferd. Und er sah schlimm aus, krank und matt, schlimmer als ich ihn in Erinnerung hatte. Doch sein Pferd sah gut aus, jung und frisch, er muss es sich neu gekauft haben. Und dann sagte ich zu ihm "Alter Mann, du wirst sterben."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen