Montag, 5. Oktober 2015

Das tote Pferd - Teil 1

Ich sah ihn schon von weitem, den alten Mann auf seinem alten Gaul. Und so wie er mir näher kam und ich ihn genauer sah, wusste ich, dass es ihm nicht gut ging, und seinem Pferd auch nicht. Und ich sagte dem alten Mann, "Alter Mann, dein Pferd wird sterben.", und wusste nicht, dass er mir daraufhin seine Lebensgeschichte erzählen würde. Er sagte, es gäbe so viel zu sehen und er habe zu wenig gesehen, und jetzt zieht es ihn in die Welt, und am liebsten würde er fliegen. Doch er könne nicht fliegen, und so habe er sich das Pferd gekauft. Es wäre aber nur ein Pferd, ohne Flügel. Und da bot ich dem alten Mann an, dass ich mich um sein Pferd kümmere und es reite, wenn es nicht stirbt. Und so zog der arme alte Mann alleine weiter.
Das Pferd starb, es ist so tot wie ein Nagel in der Wand, und es wird nicht wieder kommen und ich werde mich nichtmehr drum kümmern und sorgen müssen und der alte Mann, der arme alte Mann, wird es nie wieder reiten.
Und der alte Mann kam zu mir, ich habe es ihm ja gesagt, sein Pferd ist tot. Wir nahmen ihm, dem Pferd, sein Haar, doch nur um Segel zu nähen und Segel zu flicken. Und wir nahmen ihm die Hufeisen und formen Nägel daraus. Und Stück für Stück bauten wir, der arme alte Mann und ich, ein Boot.
So nahm der arme alte Mann das tote Pferd und fuhr damit raus aufs Meer. Ich habe dem Alten ja gesagt, dass sein Pferd sterben wird, und doch liefen ihm Tränen über sein Gesicht, als er es an einem langen Seil in das Meer hinab ließ, sodass die Haie seinen Körper und der Teufel in der Tiefe seine Seele zu sich nehmen.

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