Mittwoch, 19. August 2015

Er liegt unter meinem Bett - Vorwort

Monster, Ungeheuer. Wörter, die der Aberglaube der Menschheit geschaffen hat. Die Gestaltgebung unserer inneren Ängste. Sie hinterlassen nicht mehr als einen Schatten in der Welt und tränken die Fantasie derer, die mehr sehen als die Wirklichkeit. 

Letzter Ferientag. Immer wieder spukten diese zwei Wörter in ihrem Kopf herum, während sie auf ihrem Bett lag und durch das Fenster die Äste des großen Nussbaums betrachtete. Ein Klopfen an ihrer Zimmertür befreite sie aus dem scheinbar endlosem Tagtraum. Mit einem resignierten Seufzen drückte sie ihren Oberkörper aufrecht und bat den Störenfried in ihr Zimmer, welcher sich als ihre kleine Schwester Eva entpuppte, die alles andere als schlechte Laune hatte, denn morgen war ihr erster richtiger Schultag. Ihre dunklen Locken wippten mit im Takt, während sie auf und ab hüpfte und ihre große Schwester Amelie schneller als ihr lieb war von ihrem Bett in das Kinderzimmer beförderte. Amelie setzte sich noch unmotivierter als sonst auf die babyblaue Bettdecke des kleinen Mädchens, welches nun stolz ihre Barbiesammlung präsentierte, an der sie einen so großen Narren gefressen hatte. Ihre Augen leuchteten, so wie nur die eines Kindes es vermochten, die eben das Lieblingsspielzeug betrachteten. Das taten sie allerdings nur, bis ihr Blick auf den Schatten fiel, den das Bett auf den Boden warf. Langsam sah sie zu ihrer großen Schwester auf, die gerade damit beschäftigt war, Fussel von der Bettwäsche zu entfernen.
"Er liegt unter meinem Bett", sagte die Kleine leise und Amelie hob ihren Blick.
"Hm?"
"Er liegt unter meinem Bett", wiederholte sie. "Magst du nachsehen?"
Amelie seufzte und fuhr sich durch ihr kurzes Haar.
"Ich hab dir doch schon gesagt, da sind keine Monster. Aber wenn du willst, kann ich nochmal gucken."
Eva nickte, wirkte jedoch nicht ängstlich, im Gegenteil. Eher gespannt, neugierig. So, als würde sie einen spannenden Film verfolgen, während sich die Ältere nach unten beugte und den Blick über den staubigen Boden unterm Bett schweifen ließ.
"Das einzige, was da unten ist, ist das Staubmonster, aber das kriegst du mit dem Staubsauger ganz schnell wieder weg", sagte sie und erhob sich, bevor sie lachend das Zimmer verließ.
Eva lächelte abwesend.

3 Kommentare:

  1. Super Vorwort, freue mich schon auf den Rest :)

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  2. oh gott, vielleicht ne horrogeschichte. Da bekomm ich jetzt schon Angst :D
    PS: Alles Gute zum Geburtstag, lieber Herr Blogschreiber! :)

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    1. Danke :), nur ist diese Geschichte nicht von mir ;D

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